Offener Brief an die Bundeskanzlerin
Sehr geehrte Frau Merkel,
Sehr geehrte Damen und Herren der Bundesregierung,
wir, der AKZENT Hotels e.V., sind ein Marketingzusammenschluss von 90 privaten Hotels mit über 6.000 Betten in ganz Deutschland. Unsere familiären Mitgliedsbetriebe haben im Schnitt 38 Zimmer und befinden sich sowohl in Städten als auch in ländlichen Regionen.
Im vergangenen Jahr haben wir noch voller Optimismus unser 30jähriges Bestehen gefeiert – und nun, einige Monate später, stehen viele unserer Mitglieder vor dem unverschuldeten finanziellen Aus.
Unsere Hotels sind als Erste von den staatlichen Beschränkungen im Reiseverkehr betroffen gewesen und warten teilweise bis heute auf Hilfe, die zwar längst zugesagt, aber in den allerwenigsten Fällen wirklich erfolgt ist. Staatliche Reisebeschränkungen und entsprechend behördliche Auflagen sorgen dafür, dass wir weder unseren Lebensunterhalt verdienen noch unsere Betriebe erhalten können. Dass die Politik uns zur Eindämmung der Pandemie extreme Beschränkungen auferlegt akzeptieren wir bisher, aber dann muss sie auch für entsprechende Unterstützung der Hotellerie Sorge tragen.
Für die aktuelle Situation können wir nichts, aber wir können die Zukunft unseres Landes wieder aktiv mitgestalten - oder eben auch nicht.
Seit Mitte März sind wir nur noch damit beschäftigt bereits getätigte Buchungen zu stornieren - für einen Großteil der Geschäftsreisenden und alle Urlauber.
Das heutige Datum war wochenlang für uns mit der Hoffnung verbunden, dass wir Stück für Stück wieder zu etwas Normalität und damit Gästen zurückkehren können - wie es in anderen Branchen auch möglich ist. Uns ist vollkommen bewußt, dass eine sofortige Öffnung aller Hotels ohne Vorsichtsmaßnahmen in der aktuellen Situation viel zu früh wäre, aber warum gelten für uns andere Maßstäbe als für Baumärkte oder den Einzelhandel? Auch wir können Distanz waren und entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen!
Wir brauchen umgehend einen konkreten Plan mit festen terminlichen Zusagen - und keine Vertröstungen auf nächste oder übernächste Woche. Wir haben größtenteils keine Gäste mehr und somit auch keine Einnahmen. Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken ist zwar eine Option um Kosten zu sparen, aber nicht gerade die Beste. Nicht nur, dass viele unserer Mitarbeiter mit 60% Kurzarbeitergeld nicht leben können, auch laufen wir Gefahr Mitarbeiter langfristig an andere Branchen zu verlieren, mit denen wir seit Jahren auf dem Arbeitsmarkt konkurrieren. Der Mitarbeitermangel in der Hotellerie ist ja bereits seit Jahren dramatisch.
Wir brauchen jetzt Hilfe - umfassend & unbürokratisch!
Daher fordern wir
1. Die zeitnahe Aufhebung der Reisebeschränkungen und die damit verbundene Öffnung aller Hotels für den Tourismus - selbstverständlich unter Berücksichtigung aller notwendigen Schutzmaßnahmen.
2. Einen entsprechenden Rettungs- / Entschädigungsfond für alle Hotels auf Basis der Umsatzzahlen der letzten Jahre bzw. sich am tatsächlichen Schaden orientierende Entschädigungsleistungen.
3. Die rückwirkende Aufstockung des Kurzarbeitergeldes ab 01.03.2020 für unsere Mitarbeiter/-innen auf das Niveau des öffentlichen Dienstes und eine entsprechend schnelle Erstattung.
4. Stabilisierende steurliche Entlastungen durch die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes in der Gastronomie auf 7% ab Wiedereröffnung.
5. Eine schnelle und realitätsnahe Gewährung von Krediten.
6. Eine verlängerte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht.
Anders als andere Branchen können wir nicht auf Nachholeffekte bauen!
Auch wenn wir hoffen, dass die Menschen zukünftig wieder gerne im eigenen Land verreisen werden, können wir ein Bett, dass wir heute nicht verkauft haben, auch nicht einfach später doppelt vermieten. Vergessen Sie bitte auch nicht die Hotels, die vom Sommer-Saisongeschäft leben und über den nächsten Winter kommen müssen.
Selbstverständlich versuchen auch wir als Marketingverein die aktuelle Situation zu meistern und den Mitgliedern, soweit es uns nur irgendwie möglich ist, zu helfen.
Sollten einige unserer Mitgliedsbetriebe aufgrund der andauernden Einschränkungen und mangelnder staatlicher Hilfen vom Markt verschwinden, werden auch wir als „Non-Profit-Kooperation“ zukünftig nicht mehr in der Lage sein, den anderen Familienbetrieben zu helfen.
Liebe Frau Bundeskanzlerin,
wir wertschätzen Ihren Einsatz für Land und Leute, wir akzeptieren medizinisch notwendige Einschränkungen und wir sagen Ihnen unsere volle Unterstützung zu – aber wir benötigen dringend einen klaren zeitlichen Fahrplan und Ihre Unterstützung für unsere Branche.
Das Sterben der Privathotellerie zu verhindern sollte unser aller Anliegen sein.
Nur mit Ihrer Hilfe schaffen wir das!
Bleiben Sie gesund!
Mit freundlichen Grüßen aus Goslar
Der Vorstand des AKZENT HOTELS e.V.